Wirtschaftsbericht Kosovo 2023: Chancen und Herausforderungen für die Schweiz

Der Wirtschaftsbericht 2023 der Schweizer Botschaft in Kosovo beleuchtet die wirtschaftliche Entwicklung des Landes und hebt zentrale Trends hervor, die auch für die Schweiz von Bedeutung sind. Trotz globaler Unsicherheiten zeigt sich Kosovos Wirtschaft widerstandsfähig und bietet interessante Chancen für Schweizer Unternehmen und Investoren.


Wirtschaftliche Entwicklungen in Kosovo

1. Abnehmendes Wirtschaftswachstum

Kosovo verzeichnete 2023 ein langsameres Wirtschaftswachstum von 3,3 % (2022: 4,3 %). Dies ist hauptsächlich auf sinkende Nettoexporte zurückzuführen. Auf der positiven Seite wuchs die öffentliche Investition und die Überweisungen der kosovarischen Diaspora machten beeindruckende 14 % des BIP aus. Die Inflation sank von 11,6 % (2022) auf 4,9 %.

2. Stabile Finanz- und Bankensysteme

Das Bankensystem Kosovos zeigt sich solide: Der Anteil notleidender Kredite blieb mit 2,1 % auf einem sehr niedrigen Niveau, und die Kapitalisierung stieg leicht auf 16,1 %. Die öffentliche Verschuldung sank auf 17,5 % des BIP – der niedrigste Wert in der Region.

3. Herausforderungen am Arbeitsmarkt

Die Arbeitslosenquote beträgt 11,5 %, doch die geringe Erwerbsbeteiligung (34,9 %) und starke Geschlechterungleichheiten sind weiterhin problematisch. Der Mangel an Fachkräften wird durch die Emigration von Arbeitskräften zusätzlich verschärft, was mittelfristig die Wettbewerbsfähigkeit beeinträchtigen könnte.


Bedeutung für Schweizer Unternehmen

1. Stärkere Handelsbeziehungen

Der bilaterale Handel zwischen der Schweiz und Kosovo wuchs 2023 um 4,2 %. Die Schweiz wurde der fünftgrößte Exportmarkt für Kosovo, während Fahrzeuge, pharmazeutische Produkte und Maschinen zu den wichtigsten Exportgütern der Schweiz nach Kosovo gehören.

2. Wachsender Einfluss Schweizer Investoren

Mit einem Anteil von 20,8 % bleibt die Schweiz der zweitgrößte ausländische Investor in Kosovo. Hauptsektoren sind Immobilien, Banken, Finanzen sowie erneuerbare Energien, wie die Beteiligung der Schweizer Orllati-Gruppe an einem großen Solarenergieprojekt zeigt.


Chancen für Schweizer Unternehmen

Kosovo bietet attraktive Bedingungen für Investitionen in:

  • Informationstechnologie (IT): Der IT-Export stieg 2023 um 36 % auf 285 Millionen Euro. Schweizer Unternehmen können von der gut ausgebildeten, mehrsprachigen Arbeitskraft profitieren.
  • Erneuerbare Energien: Die Regierung hat ehrgeizige Ziele zur Steigerung des Anteils erneuerbarer Energien und fördert Investitionen in Solar- und Windkraft.
  • Outsourcing und Produktion: Mit niedrigen Löhnen und täglicher Flugverbindung zur Schweiz ist Kosovo ein potenzieller Standort für Nearshoring.

Zukünftige Herausforderungen

Die politischen Spannungen mit Serbien, ein Verbot serbischer Waren sowie Schwächen im Justizsystem könnten kurzfristig die Investitionsbereitschaft beeinträchtigen. Dennoch bietet Kosovos Annäherung an die EU durch die Visaliberalisierung und Handelsabkommen langfristige Perspektiven.


Fazit

Kosovo ist ein aufstrebender Markt mit Potenzial für Schweizer Unternehmen, insbesondere in den Bereichen Technologie, erneuerbare Energien und Outsourcing. Die fortschreitende Integration in die EU und das stabile wirtschaftliche Umfeld schaffen Vertrauen, auch wenn strukturelle Herausforderungen bestehen.

Quellen:

  • Wirtschaftsbericht 2023 der Schweizer Botschaft in Kosovo​.
  • Internationaler Währungsfonds (IMF) und Weltbank: Statistiken zu Kosovo​.
  • Handelsdaten Schweiz-Kosovo: Federal Office for Customs and Border Security​.
  • Verfügbar unter diesem Link